Das Unveränderte?! - Gedanken & Yogaphilosophie

Ist da etwas in mir, dass unverändert bleibt?

Ich liege nach einem langen Tag und einer vollgepackten Woche zusammengerollt in meinem Bett - nehme die Pause, die ich brauche, damit Informationen sich integrieren und mein Körper, mein Geist und meine Seele sich selbst organisieren können.

Bilder, Gedanken, Gefühle - sie kommen und gehen auf meiner inneren Leinwand auf und ab. Mit jedem Atemzug erlange ich mehr Abstand. Und obwohl ich mich eigentlich energetisch dicht fühle, das heißt gar nicht mehr aufnahmefähig, in mich gekehrt und verschlossen, komme ich in eine Beobachterperspektive.

Dadurch, dass ich mir Raum gebe, haben sich die Dinge und verschiedenen Ebenen von mir selbst wieder zu einer ganzen "Nadine" verbunden. Das verrückte ist, dass ich dieses "Ganze" beobachte, merke wie all' das in und mit mir vorgeht und dabei die Erzählerstimme meines eigenen Lebens bin (Eine Reise zur Natur des Geistes kannst du hier mit erleben) .

Homo Sapiens Sapiens nennen: Jene, die wissen und wissen, dass wir wissen.

Wer ist die Stimme, die mich begleitet?

Wer erzählt mir, dass ich so bin wie ich bin. Woher kommen die Konstruktionen, Ideen und Vorstellungen darüber, wie es ist, "Nadine" zu sein. 
Das ist eine zentrale Frage, die sämtliche Bereiche unserer Gesellschaft beschäftigt. Unser Geist scheint ziemlich neugierig auf sich selbst zu sein. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass wir uns Homo Sapiens Sapiens nennen: Jene, die wissen und wissen, dass wir wissen.

Diese Frage treffe ich in der Philosophie, Psychologie, Kulturwissenschaften, Neurowissenschaft und eben auch in der Yogaphilosophie.

Yogaphilosophie & deine Essenz

Auch die Yogaphilosophie hat je nach Strömung unglaublich viele Worte für diese innere Essenz. In der Tantraphilosophie wird sie beschrieben als das Herz (Sanskrit: hrdaya), die Essenz (sara) oder auch individuelles Bewusstsein. (vgl. Wallis 2011)

Die tantrischen Yogis gehen davon aus, dass wir einen Kern haben, dem wir folgen wollen und der uns lenkt. Aber auch, dass dieser im ständigen Austausch mit dem universellen Bewusstsein ist. Und vor allem ist die Yogaphilosphie nie für sich stehend. Sie ist nie nur Worte, sondern heißt vor allem Praxis und Selbsterkenntnis - der Weg des Saddhana (spirituelle Praxis, geistige Übung). 
 

Gibt es einen Kern, eine Essenz in mir, die unveränderbar ist?

Alles ist im Wandel. Alles ist ein Fluss stetiger Veränderung. Mit jeder Person, jedem Gespräch und jeder Tätigkeit, der wir nachgehen, verändern wir uns in unserem "Sein" ein wenig. Auch die Sprache, die Worte, die wir sprechen und hören, verändern unser Denken und Fühlen.

Trotz all' des Wandels habe ich das Gefühl, das ein „Unverändertes“ in mir ist. Ich kann es meine Essenz nennen, spreche auch von meinem Herzen und es fühlt sich an wie mein Zuhause. Etwas, dass eine beobachtende Funktion inne hat und immer an "meiner Seite" ist, obwohl es doch eigentlich ein Teil von mir ist. Etwas, dass mich nicht nur fragt wer ich bin, sondern auch Impulse dafür gibt, was dieses "Ich" ausmacht.

Und vielleicht ist der Versuch, es in Worte zu fassen, einfach zu verkopft. Vielleicht ist es nur mein tiefer Wunsch, dass mein Herz immer gleich schlägt. 

Ich möchte hiermit ausdrücken, was ich empfinde: Wir alle haben unser eigenes Inneres Dasein. Eine Welt, die nur wir fühlen und erkunden können. Es gilt sie zu ehren und zu umarmen. 

handaufherz
Das Gehirn und unsere kognitiven sowie sprachlichen Fähigkeiten sind ein unglaublich wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Vielleicht ist die größte Akzeptierung, die wir machen müssen, dass diese Fähigkeiten begrenzt und begrenzend sind. Wir können nicht alles beschreiben. Keiner weiß und kann aufgrund dieser sprachlichen Einschränkungen jemals wissen wie es sich anfühlt, du zu sein. Niemand. 

Ehre dein Inneres Dasein, umarme die Fähigkeit, mit dir zu sein und schenke dir den Raum, die Verbindung mit dir Selbst geschehen zu lassen.

Ich habe für mich erkannt, dass niemand fühlen kann, was ich fühle, und darüberhinaus niemand mein facettenreiches Ganzes Dasein so wie ich sehen kann. Ich bin die einzige Person, die Abstand und Raum kreieren kann, um die vielen Ebenen meiner Welt zu Einem zu verbinden. Das zu tun ist Yoga, ist Lernen und bildet den Nährboden für eigenen Ausdruck. Das ist reine Liebe. 

Namasté

Nadine 

 

Zur Inspirationsvertiefung:

Christopher D. Wallis (2011). Tantra Illuminated: The Philosophy, History, and Practice of a Timeless Tradition.